© 2021 video by Ida Bechtle, honeypot.io

Aprilkälte und warum’s dann langsam wächst

Wir bauen gutes Gemüse in der Region an,
halten Workshops & schneiden Obstbäume

Aprilkälte und warum’s dann langsam wächst

Für uns ist das Wetter ein ständiger Begleiter und dadurch ein Partner, den wir immer besser kennenlernen und mit dem wir uns ausführlich beschäftigen. In den letzten Jahren haben wir sehr viel über unser Klima und Wetterbildung gelernt. Besonders spannend ist für den Gärtner natürlich das Frühjahr, der März, April und Mai. Und gerade hier am Alpenrand können wir auch immer wieder spannendes Wetter beobachten.

Gerade gestern am 30. April kam in Iffeldorf nach einem schönen sonnigen Tag ein Gewitter mit Hagelkörnern bis zu 4cm runter. In Habach hingegen konnten wir nur ganz wenige Hagelkörner sehen, es regnete nur stark.

Der April sorgte auf jeden Fall dafür, dass die Natur sich ins Gedächtnis ruft. Mit knapp 20 Frostnächten (wir selbst zählten 18 in der Jaudenmühle) war der Monat extrem kühl, was auch der Deutsche Wetterdienst letztens ausgewertet hatte. Dort wird der April mit 5 Grad unter dem Durchschnitt der letzten Jahre bewertet. Das heißt, der April hatte durchschnittlich <6 Grad, in den vergangenen Jahren jedoch rund 9 – 10 Grad.

Für den Gemüsebau heißt das einiges, denn gerade in den niederen, frostnahen Temperaturen wachsen die allermeisten Kulturpflanzen recht schlecht. Unser Kopfsalat, der seit 4 Wochen im Beet unter wärmendem Vlies steht, hat trotz warmer Tagestemperaturen nur wehr wenig Wachstum verzeichnen können. Das liegt daran, dass viele Pflanzen als Selbstschutz vor Frostschaden das Wachstum einstellen, wenn die Temperatur unter 4 Grad geht. Bis das Wachstum dann wieder losgeht, können je nach Pflanze dann schon auch 3 – 5 Tage vergehen. Wenn wir also an 18 von 30 Tagen Frost in der Nacht haben, bleibt wenig Zeit für die Pflanzen, zu wachsen. Spinat ist eine der wenigen Kulturen, die schon ab 1 Grad wachsen, Hirschhornwegerich, Winterpostelein und Asiasalatsorten wachsen auch deutlich früher.

Deutlicher ist das Phänomen bei Zucchini, Gurken und Tomaten zu sehen. Zucchini stellen ihre Fruchtbildung bei unter 10 Grad ein, daher kann es bei kalten Temperaturen im Mai/Juni sein, dass die Zucchini nicht tragen. Tomaten “parken” bei Temperaturen unter 7 Grad: für mindestens 7 Tage gibt es kein Fruchtwachstum, was für Gärtners Ernte natürlich nicht so schön ist.

Da wir unsere Pflanzen ausschließlich im Freiland anbauen und mit kalten Temperaturen immer rechnen müssen, entwickeln wir eine Strategie für den Saisonkalender, damit wir trotzdem bereits im Mai die ersten Ernten verzeichnen können. Und manche Kulturen müssen wir in manchen Jahren einfach “opfern”, in anderen hingegen können wir dann bereits ganz früh ernten. Dieses Jahr sind wir sowohl im Gemüsebau als auch bei der Obstbaumblüte um 2 – 4 Wochen später als in den Jahren 2017 bis 2020. Für die Obstbaumblüte und -ernte könnte das ein Segen sein, so kommt hoffentlich kein starker Spätfrost mehr, der die Ernten zerstören kann.

Für die/den Hobbygärtner:in ist es auf jeden Fall sehr viel entspannter, mit dem Pflanzen frostempfindlicher Kulturen bis Mitte Mai (»Eisheilige«) zu warten. Dies erspart viel Stress und Sorge um die Pflänzchen.