Humus ist Leben. Humus ist das schwarze Bodengold für unsere Nahrung. Eins unserer Ziele im Betrieb (und privat) ist die Erhaltung von Humus sowie der gezielte Humusaufbau. Hier gewähren wir ein paar Einblicke in unsere Maßnahmen, unseren Beitrag zur Förderung des Bodenlebens und des Klimaschutzes. Denn Ackerbau muss keineswegs, wie im aktuellen industriellen Stil oft der Fall, im Gegensatz hierzu stehen: Humusaufbau ist aktiver Klimaschutz.
Als Betrieb wollen wir nicht nur eine solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) sein, sondern auch eine aufbauende (AuLaWi) und regenerative Landwirtschaft.
Was wir tun
Dieses Jahr (2020) haben wir auf unserer neu in Kultur genommenen Gartenfläche (1100 qm) einiges unternommen, um für den Boden, seine Lebewesen, die Natur und unsere Kulturen (Gemüse, Obst, Blumen, Kräuter) etwas Gutes zu tun:
30 m^3 Gründüngungs-Kuhmist-Kompost (Gründüngungsschnitt- und Kuhmistkompost in gleichen Teilen gemischt, mehrfach gewendet und gut abgelagert)
2 m^3 aktivierte, mit Mikroorganismen vorbeimpfte Pflanzenkohle (Körnungen: fein und grob)
1 m^3 BioLit Urgesteinsmehl
ca. 50 Liter EM-Aktiv
ca. 25 Liter EM-Chiemgau Bodenverjünger
Anbau in Mischkulturen in jedem Beet (mind. 2 – 6 Kulturen pro Beet)
Bodenleben-aufbauende Spritzungen mit Effektiven Mikroorganismen (“EM”) während der Kulturdauer
regelmäßiges Hacken zur Lockerung der Bodenkrume und Öffnung der Bodenporen (die gehackten Beikräuter verbleiben als feuchtigkeitsspeicherndes Mulchmaterial und “Regenwurmfutter” in Beeten und Wegen)
Orientierung am Maria Thun’schen Mondkalender für Aussaat, Pflanzungen, Pflegemaßnahmen und ggf. Ernte (sofern möglich — manchmal klappt’s einfach nicht)
Durch diese Präparate- und Maßnahmenkombination versuchen wir, über die nächsten Jahre humusreiche Böden mit einem vielfältigen, aktiven, für unsere Kulturpflanzen positiven Bodenleben aufzubauen. Denn darin sehen wir den Schlüssel zu langfristig gesünderen, robusteren Kulturen, bei denen wir den Einsatz von Schädlingsbekämpfung (Schnecken, Blattläuse, etc.) auf ein absolutes Minimum zurückfahren können.
Was wir vermeiden
Bodenverdichtungen durch schwere Geräte (große Traktoren, LKWs, etc.)
Kunstdünger / Mineraldünger
chemische oder hormonelle Pflanzenschutzmittel
Brache mit offenem Boden
Kompost ≠ Kompost
Warum verwenden und kaufen wir nicht einfach Kompost aus dem nächsten Kompostwerk sondern Mist- und Gras-/Gründüngungskompost? Zunächst muss man feststellen, dass bei der Kompostierung zwei unterschiedliche Konzepte existieren: feinkrümliger Schwarzerdekompost und grobstückiger Naturkompost. Beide haben ihren Zweck, aber unterschiedliche Auswirkungen auf den Boden und das Bodenleben.
Schwarzerdekompost
Schwarzerdekompost wird meist aus Bio- und Grünabfällen aus den Biotonnen hergestellt. Hier werden organische Reststoffe in einem Fahrsilo vermischt und auf ca. 70 Grad erhitzt. Von der Anlieferung bis Abgabe an den/die Endkunden liegen hier oft nur 4 bis 6 Wochen — leider sehr wenig für einen Kompost. Der Kompost wird mehrfach kleingehäckselt, so dass am Ende feine schwarze Erde entsteht. Bei diesem Prozess besteht die Möglichkeit, dass der Kompost zum Teil noch nicht “fertig” ist. Das bedeutet, dass die Nachrotte oder Reifephase, in der die biologische Aktivität abnimmt, die Temperatur sinkt und die Produkte des vorangegangenen Abbaus zu Humus und humusbildenden Substanzen umgewandelt und stabilisiert werden, noch nicht abgeschlossen ist. Unfertiger Kompost kann für lebende Pflanzen sehr problematisch sein — im schlimmsten Fall schädigt er die Wurzeln nachhaltig. Auch kann der Plastikanteil im Biotonnen-Kompost recht hoch sein, viele entsorgen die angegammelte Gurke lieber gleich in der schützenden Plastikfolie in der Tonne.
Für den Gemüsebau ist fertiger (“garer”) Schwarzerdekompost ideal: Er ist feinkrümelig und bietet neben idealen Bearbeitungsbedingungen auch eine gute Nährstoffversorgung für die Kulturen. Nachteilig ist der hohe Anteil an Plastikpartikeln.
Für den Humusaufbau jedoch bringt Schwarzerdekompost nicht viel. Man müsste pro Jahr eine mehr als 15 cm dicke Kompostschicht ausbringen und selbst dann entsteht nur eine sehr geringe Humusmenge. Der feine Schwarzerdekompost wird direkt von den Gemüsekulturen verbraucht, ist also zwar ideal für die Kulturen, aber wenig ausdauernd und muss mehrfach pro Saison neu aufgebracht werden.
Grasschnittkompost & Kuhmistkompost
Vom Bauern hergestellter Grasschnitt- oder Kuhmistkompost ist eine andere Sache. Hier wird schwaches Gras und andere Beikräuter aus der Wiese entweder im Frühjahr oder im Herbst mit dem Striegel entfernt und auf einer Kompostmiete gelagert. Der Kompost erhitzt sich ebenfalls und wird optimalerweise mehrfach währenddessen gewendet. Gehäckselt wird hier meist nicht, weil kein geeigneter Häcksler zur Verfügung steht. Es entsteht durch lange Ablagerung (ca. 6+ Monate) ein gut gereifter, garer Kompost, der allerdings immer noch grobe Struktur aufweist und einer Mischung aus halbverarbeitetem Gras und Erde ähnelt. Beim Mistkompost wird es noch ein bisschen schwieriger, denn er ist noch nasser und verdichteter als der Grasschnitt. Hier ist es wichtig, dass der Bauer eine Rotte herstellt und keine Fäulnis in den Kompost einzieht. Das ist allerdings recht einfach durch einen Riechtest herauszufinden.
Grober Grasschnitt- und Kuhmistkompost bietet den Bodenlebewesen, allen voran den Regenwürmern für lange Zeit Nahrung und Lebensraum. Diese können die restlichen Stoffe langsam abbauen oder umwandeln und in den Boden einlagern. Es entsteht sogenannter Wurmkompost, der direkt vom Bodenleben in den Boden eingearbeitet wird. Eine Mulchschicht von 5cm hält so mindestens eine ganze Saison vor und versorgt neben den Pflanzen selbst auch das Bodenleben mit.
Die Bodenbearbeitung ist allerdings problematischer. Da es sich um grobes Material handelt, gestaltet sich gerade anfänglich das Hacken oder anderes Kultivieren sehr schwierig und oft kommt man nicht daran vorbei, mit der Hand zu jäten. Erst nach 2 – 3 Monaten bei gutem Bodenleben wird das Material auch mit einer Pendelhacke bearbeitbar.
Trotzdem haben wir uns für diesen Weg entschieden, da dieser der nachhaltigere ist und länger vorhält, aber vor allem maßgeblich dazu beiträgt ein gesundes Bodenleben und damit eine gesunde Anbaugrundlage für unser Gemüse zu schaffen.
Eigener Kompost
Nun mag sich der ein oder die andere fragen, wie es um den Kompost aus eigener Herstellung steht. In unseren ersten Aufbaujahren ist es uns schlichtweg nicht möglich ist, die benötigte Menge Kompost selbst herzustellen. Langfristig wäre dies durchaus das Ziel, bis dahin müssen wir uns aber Gedanken machen, wo wir entspechend guten Kompost herbekommen. Den eigenen Kompost kann man entsprechend dem gewünschten Resultat steuern: Astschnitt gibt Struktur, Blätter und Grasschnitt geben Nährstoffe und in Kombination mit Ernte und Essensresten ergibt sich eine ziemlich gute Mischung für die Pflanzen und den Boden.
In kleinen Mengen stellen wir sowohl Wurmhumus als auch Bokashi aus unseren Bioabfällen her. Beides unterstützt die Mikrobiologie maßgeblich, reicht aber von der Menge bei weitem nicht aus. Als Anregung für den Privatgarten können wir die eigene Wurmkiste oder einen Bokashieimer nur jedem ans Herz legen.
Mehr erfahren
Wenn ihr mehr über aufbauende Landwirtschaft, Humusaufbau und Bodenverbesserung erfahren möchtet, schreibt uns gerne eine E-Mail. Wir planen mittelfristig auch Workshops mit diesen Themen und schreiben euch dann auf die Interessentenliste.
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